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Stefan Höderath — uncheck the checkbox!

In Situ – Ad Hoc — Summer 2010

Früher gab es Staubsauger- oder Versicherungsvertreter, die von Tür zu Tür zogen und versuchten Ihre Waren unaufgefordert an den Mann zu bringen. Heute haben sich die Möglichkeiten für ähnlich motivierte Handlungen im Internet vervielfacht. Dabei bilden auch größere und vermeintlich vertrauenswürdige Konzerne keine Ausnahme und haben nicht immer nur das wohl der Kunden im Blick. Besonders die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) haben es oft in sich. Mit einem einzigen Klick auf einen Button akzeptiert man einen Vertrag, den man vielleicht niemals einginge, wenn man ihn genau kennen würde. Allerdings würde es teilweise bis zu zwölf Stunden dauern sich diese überhaupt durchzulesen. Von Verständnis muss dann aber noch keine Rede sein, sind sie doch durchweg in Advokaten-Deutsch verfasst. Selbst als aufmerksamer Benutzer hat man oftmals keine andere Wahl als blind zu vertrauen.

Uncheck the checkbox ist eine kleine Applikation die sich in die Internetseiten einklinkt. Sobald man eine Bestellung abschließt oder etwa ein Benutzerkonto eröffnet bei dem man AGB oder ähnliche Vertragsbedingungen akzeptiert, öffnet sich eine Sprechblase über dem entsprechenden submit-Button. In dieser Sprechblase steht je eine kurze exemplarische Geschichte. Diese Geschichte handelt von den Folgen die das blinde akzeptieren der AGB für einen Benutzer hatte. So soll auf poetische Weise interveniert werden und der Benutzer auf mögliche Folgen seines Handelns bereits zum Zeitpunkt des Handelns aufmerksam gemacht werden.

Der Prototyp von uncheck the checkbox ist ein Greasemonkey-Script als Erweiterung für den Browser Firefox. neue Geschichten und die dazugehörigen Webseiten lassen sich wie beim Setzen eines Lesezeichens mit wenigen Klicks direkt in die Datenbank eintragen. zusätzlich gibt es ein Backend, mit dem man die Datenbankeinträge verwalten kann. Im Anwendungsfall würde die Applikation direkt beim Internet Service provider laufen.

In Zusammenarbeit mit Andreas Schmelas.