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Markus Kison — Pulse

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Heutzutage entdeckt man Emotionen nicht nur in unseren Körperteilen oder denen von höher entwickelten Tieren. Sie eilen auch durch ein anderes Netzwerk, das nicht aus Nerven und Synapsen besteht, sondern aus Kabeln und Servern. Im Internet fügen sich Bauelemente, die sich selbstständig entwickeln, zu einem komplexen, kontinuierlich heranwachsenden System zusammen. Dieses ist weit mehr ist als die Summe seiner Teile und deshalb sehr ähnlich einem Organismus. Die biochemischen Sinne, die dieses "Super-Nervensystem" ansteuern sind "menschliche Rezeptoren". Indem wir niederschreiben, wie wir uns gerade fühlen, z. B. auf einem Weblog, bekommt das Internet eine Art von mentalem Zustand. pulse fängt diesen momentanen Gefühlszustand ein und gibt ihm eine physikalische Erscheinung. In Echtzeit erweckt das Internet ein Objekt zum Leben, das alle Gefühle repräsentiert, die ein Mensch fühlen kann, weil es nach Robert Plutchik's Emotionstheorie gestaltet wurde. Andererseits erinnert das organische Material des Gummibaumes, eingebettet in einen medizinischen Apparat und verzerrt von Operations-Fäden, an frühere Versuche Leben zu erschaffen, wie z.B. an Mary Wollstonecraft Shelleys Roman "Frankenstein". Die momentane Fixierung auf so genannte "emerging technologies" scheint recht ähnlich zur Technophilie des 19. Jahrhunderts.

Technologieerläuterung pulse visualisiert live die neuesten emotionalen ä:ußerungen, die auf privaten Weblog Gemeinschaften wie blogger.com geschrieben werden. Die Weblog Einträge werden dabei mit einer Liste von Emotionen verglichen, die sich auf die "Psychoevolutionäre Emotionstheorie" (1980) von Robert Plutchik bezieht.

Plutchik beschreibt in dieser acht menschliche Grundemotionen: Freude, Vertrauen, Angst, überraschung, Trauer, Ekel, ärger, Antizipation. Er hat ein Diagramm entwickelt in dem er aus diesen acht Grundemotionen, zusammen mit ihren abgeschwächten und verstärkten Varianten, einen dreidimensionalen Kegel formt, der aus 24 Flächen besteht. Dieser Kegel ist die Grundform des Objektes pulse, welches sich in die 24 Richtungen der verschiedenen Emotionen ausdehnen kann. Jedes mal wenn eine Emotion, oder ein Synonym davon, in einem neuen Blog Eintrag gefunden wird, verändert das Objekt seine Form dahingehend, daß das neue Volumen einen Teil der aktuellen Gefühlslage des Internets widerspiegelt.