// new media class


Tim Horntrich — self.detach

Beauty of Data — Winter 2007

self.detach ist im Rahmen des Semesterthemas "Beauty of Data" entstanden. Am Anfang stand die Idee, Datenstreams zu visualisieren, in den Mittelpunkt der Arbeit rückte dabei der RSS-Livefeed von Flickr, einem Webservice, auf dem Millionen User minütlich tausende Fotos hochladen.

Auf der Suche nach einem geeigneten Medium, den Datenstrom räumlich darzustellen, fiel die Auswahl auf farbigen Sand als physische Metapher für Pixel. In einem ersten Schritt wurde eine Software entwickelt, ursprünglich um statistische Daten zu erheben, besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Farbwerte der einzelnen Bilder gerichtet, mit dem Ziel, die Anteile der Grundfarben Rot, Grün und Blau aller Fotos auszuwerten. Beim Betrachten der Software wurde offensichtlich, dass das eigentlich interessante an Flickr eine soziale Auswertung der Daten ist, der Bilderstrom zeigt auffallend viele Fotos, die den Fotografen selbst abbilden. Es scheint, als würden viele user versuchen, eine Identität auf Flickr zu inszenieren, was jedoch aufgrund der Masse der insgesamt hochgeladenen Fotos nicht glücken kann. Eine andere Herangehensweise an die Themen Identität und Bildnis findet sich in in einer buddhistischen Meditationspraxis: im Legen eines Mandalas.

Mandala Ein Mandala ist das Abbild spiritueller Symbole, welche vom praktizierenden Buddhisten in tage- oder wochenlanger Arbeit aus farbigem Sand gestaltet werden, um nach der Fertigstellung wieder verwischt zu werden. Hintergrund ist, sich auf das dargestellte spirituelle Motiv zu konzentrieren, um im Idealfall die Ich-Anhaftung zu überwinden, sich sozusagen von seinem trügerischen, weil flüchtigen Ego zu trennen. „self.detach“ ist ein Objekt, welches nicht der quantitativen Auswertung der Daten dient, sondern einen kritischen Designansatz verfolgt. Der Livestream von Flickr wird konstant abgefragt, auf einem Display ziehen alle aktuell hochgeladenen Bilder am Betrachter vorbei. Diejenigen, welche mit den Begriffen „me“, „myself“, „i“, „ich“, „moi“ etc. getaggt sind, werden vergrößert gezeigt und Pixel für Pixel in ihre Farbbestandteile aufgelöst, dargestellt durch einen Partikelstrom auf dem Display, der durch tatsächlich fallende farbige Sandkörner ausserhalb der digitalen Welt weitergeführt wird. Die auf Flickr inszenierten Identitäten werden, wie ein fertiges Mandala, in farbige Partikel aufgelöst. Diese Zerlegung in die drei Grundfarben symbolisiert die Irrelevanz des in der digitalen Welt inszenierten Ichs.