Moritz Greiner-Petter
Moritz Greiner-Petter — Mirrorcle
Micro Communities — Winter 2008
Wie lassen sich organische und natürliche Prozesse wie etwa Licht, Temperatur und Feuchtigkeit zur Kommunikation nutzen? »Mirrorcle« untersucht das Potenzial, mit Hilfe des menschlichen Atems und von Wärme Informationen sichtbar zu machen.
Durch den Temperaturunterschied und ihre Beschaffenheit beschlagen glatte Oberflächen wie Spiegel, wenn man sie anhaucht. Durch gezielte Erwärmung lässt sich dieser Effekt steuern. »Mirrorcle« ist mit einer Wärmepunkt-Matrix ausgestattet, die die Ausgabe von digitalen Informationen ermöglicht, welche erst durch die Interaktion des Anhauchens sichtbar werden. Dadurch entsteht eine aktive physische Oberfläche, eine neuartige Form eines Displays mit ganz eigener Ästhetik.
Hinter einem Kunsstoffspiegel befindet sich eine 16 × 5 Pixel große Matrix aus Heizdrähten an Kupferplätchen. Diese lassen sich durch ein Arduino-Board einzeln ansteuern. So lassen sich kurze Worte und einfache grafische Symbole darstellen. Die ausgewogene Regulierung der Wärme macht so etwas wie Graustufen möglich und damit auch die Anzeige bildlicher Daten denkbar.
Die besonderen Eigenschaften von Wärme und ihr Verhalten im Material machen die Anzeige träge, fließend und in ihrer Qualität veränderlich. Die schnell abklingende Spur des Atems hingegen sorgt für einen flüchtigen Eindruck der dargestellten Informationen.
Sowohl der Atem als auch der Spiegel sind kulturgeschichtlich stark metaphorisch aufgeladen. Der Atem wird oft mit dem Geist oder der Seele gleichgesetzt und gilt als Sitz der Lebenskraft. Auch der Spiegel galt in antiken Kulturen als Abbild der Seele. Er steht für Wahrheit und Selbsterkenntnis aber auch für Eitelkeit und Wollust.