Jens Wunderling
Jens Wunderling — At second glance
Minimal Media Interventions in Public Space — Winter 2006
Ein vielseitig einsetzbares „Guerilla Messaging Device“, entstanden aus der Idee, versteckte kritische Inhalte in der opulenten Weihnachtsbeleuchtung der Städte zu platzieren. Die ursprüngliche Idee war, batteriebetriebene Christbaumkugeln mit einer Lichterkette aus LEDs zu entwickeln, welche mittels des „Persistence of Vision“-Effektes (Nachbilder auf der Netzhaut) Typographie oder Symbole können die nur bei schneller Augenbewegung oder auf Langzeitbelichtungsaufnahmen sichtbar werden.
Das eigentliche Potential dieser Methode wurde schnell offensichtlich; ein neutrales Gerät mit der Fähigkeit, Bilder oder Typographie darzustellen kann überall dort im öffentlichen Raum angewendet werden, wo die Augen schnellen Bewegungen folgen oder sich Objekte bewegen.
Zum Beispiel: neben einer autobahn angebracht erscheinen für zu schnelle fahrer gleichsam als mahnung kreuze an einer rennstrecke erinnert der schriftzug "CO2" an die umweltschädlichen aspekte des autosports Als Kritischer Kommentar.
Da schon die Sakkaden (unbewusste schnelle Bewegungen des Auges) den Inhalt teilweise zutage fördern, entsteht im Vorbeischauen ein irritierender Moment, der den Betrachter dazu animiert, sich mit dem Objekt zu beschäftigen, und schließlich den Kopf zu schütteln um den dargestellten Inhalt sichtbar werden zu lassen. Da die geste des Kopfschüttelns allein schon ein Zeichen von Verneinung ist, wird der kritische Kontext des dargestellten Inhaltes verstärkt, der Betrachter wird selber teil des Prozesses, seine Geste wird auch für andere, unbeteiligte sichtbar.
Am Hauptquartier eines Anbieters von Kernenergie angebracht, regt das Objekt den Betrachter dazu an selber Mittel des Protests zu werden; die Mitarbeiter des Konzerns blicken aus dem Fenster und sehen kopfschüttelnde Leute. Der Prototyp des Objektes besteht aus 32 ultra-hellen LEDs in einem Aluminiumgehäuse, angesteuert von einem Arduino NG board und mit einer 9V-Batterie als Energiequelle. Quadratische Aussparungen und milchiges Plexiglas unterstützen die Pixel-Optik.